Übersicht der Echos
Als hätte er nie in seinem Leben etwas anderes getan (16. GiselaSlam am 7. Februar 2019)
Jakob Wetzel: “Starkes Stück” (Süddeutsche Zeitung online, 23.1.2019)
Mai 2018: “meteomythologie” ist das Gedicht des Monats der Poesieboten
16. April 2018: Erster eigenleben.Salon im “bienewitz”
Helga König: Gedanken über den Lyriker Lothar Thiel (16.11.2014)
Verschlungene Wege (Süddeutsche Zeitung, 23.10.2013)
Lyrische Starthilfe: Robert Gernhardt kommentiert frühe Versuche von Lothar Thiel (27.12.1997)
Seit 3. September 2013: LT-Poeme als Hugendubel-Gedichte des Tages
Fasan-Kritik (ab 10.7.2013)
Der Mann hat einfach auch saugute Gedichte geschrieben. (Matthias Politycki, 13.11.2011)
31. Oktober 2011: Erster Platz beim Schreibwettbewerb “II Das rote Pferd” der Literarchie
Das Literarische Echo: “moderner klassiker”, das Gedicht des Monats Februar 2010
Jakob Stephan (eigtl. Steffen Jacobs), “Lyrische Visite”, 2000, über “gans wi du wilsd”
Klaus Georg Koch (Berliner Zeitung, 24.3.1998) über “gans wi du wilsd”
Echos
Jakob Stephan (eigtl. Steffen Jacobs), “Lyrische Visite”, 2000, über “gans wi du wilsd”
Unter dem Pseudonym Jakob Stephan veröffentlichte Steffen Jacobs einen ‘poetologischen Fortsetzungsroman’ mit dem Titel “Lyrische Visite oder Das nächste Gedicht, bitte!”, Haffmans Verlag Zürich 2000. Die 12. Visite, zu der die folgende Textstelle gehört, erschien zuerst in der Literaturzeitschrift “Neue Rundschau”, Heft 2/1999, S. 131 ff.
Der vermeintliche Autor ist Literaturwissenschaftler und Mediziner im Ruhestand und geht auf seinem Alterssitz bei Bremen einer ungewöhnlichen Beschäftigung nach: Mit gespannter Aufmerksamkeit überwacht er das lyrische Treiben des Poesiebetriebs und unterzieht die Dichter und ihre Werke einer Untersuchung auf Herz und Nieren.” (Klappentext).
Die zwölfte Visite aus dem Jahr 1999 “Bei Philip Larkin und den Anthologisten (I)” setzt sich unter anderem mit dem von Christoph Buchwald und einem jährlich wechselnden Dichter herausgegebenen “Jahrbuch der Lyrik” auseinander. Daraus stammt der folgende Ausschnitt (S. 204 ff.)
“Heute können wir es in aller Gelassenheit sagen: Die Misere der achtziger Jahre lag darin, daß sich zwei Wesenzüge der Lyrik voneinander gelöst und auf gegnerische Lager verteilt hatten. So fanden sich Formkunst, Schönheit, Eingängigkeit auf der einen, Bedeutungsstreben, höherer Erkenntnisanspruch und spezifische Weltwahrnehmung auf der anderen Seite und konnten oder wollten nicht zueinander. Daran hätten die Herausgeber einer Anthologie sowenig ändern können wie an der enthemmten Kommunikationslust der Siebziger. Das Problem der »sich von Jahr zu Jahr fortschreibenden Anthologie deutschsprachiger Gegenwartslyrik« bestand jedoch in deren Zuviel an guter Absicht: Man hatte den Maßgaben der Qualität statt dem Lockruf der Mode folgen wollen. Statt dessen wurde die eine Zeitströmung zugunsten der anderen schnöde verschmäht.
Das hat sich, wie gesagt, mit den letzten Bänden deutlich geändert. Gedichte wie die von Richard Pietraß und Ludwig Harig signalisieren, daß inzwischen das ganze Spektrum deutschsprachigen Gegenwartsdichtens im Jahrbuch der Lyrik vertreten ist. Die Anthologie scheint nach ihrer kurzen populistischen Anfangsphase und einer langen, grauen Phase des Kiesschaufelns auf die ertragreiche Ader des Pluralismus gestoßen zu sein. Bildwechsel: Der erweiterte Horizont läßt auch manches an Kleinkunst ins Blickfeld treten, aber die Perspektive stimmt. Unter diesen Voraussetzungen ist es eine Freude, der sinnreichen Anordnung zu folgen, in der die Herausgeber ihre Auswahl präsentieren. Und ein rechtes kleines Glück ist es, auf hübsch polierte Glanzstückchen wie das folgende zu stoßen, gans wi du wilsd heißt das Gedicht eines gewissen Lothar Thiel, in dem lyrisches Formvermögen und dichterischer Sprachwitz mit den Klischees der Sprachskeptiker kollidieren. Er trifft damit den gegenwärtigen Erkenntnisstand des anthologistischen Unterfangens aufs beste:
ales is abgenuttsd!
du gugs gegwält.
hass mir den gopf gebudsd
und mir des maul geschdudsd,
damid ichs halden sol, des da erdsäld:
grise der sahgbarkaid!
huhre des bildz!
scheise im wörderglaid!
schvaveln auss eidelkaid! —
sack, was du dengsd, aber one gesilz!
ales is abgenuttsd!
du hass brovil.
hass mir den gobf gebudsd
und mir des maul geschdudsd,
damid ichs halden sol. jeds bin ich stil.”