Erzählt

Es hätte ein besonderer Tag werden können.

     
Neguri / Bilbao, 10. August 2014

   
Nehme die Metro nach Larrabasterra. Der Himmel verdunkelt sich. Ich denke: Was soll’s! Ausstieg Neguri: Es kommen mir mehr Leute entgegen, als mit mir zum Strand gehen. Egal! Dort angekommen, sendet die Sonne ihren letzten zweiminütigen Gruß. Egal. Ich mache mich badefertig, wissend, dass der Ozean seit vorgestern nicht abgekühlt sein kann.

Es hätte ein besonderer Tag werden können. Der Himmel voller dicker dunkler Wolken. Ein ordentlicher Wind, das Meer dynamisch. Sie haben die grüne gegen die gelbe Flagge getauscht, am Strand steht ein rotes Schild “Zona peligrosa”. Die Wogen rollen an, ich unerschrocken hindurch! Und wie sie anrollen: sich erhebend, von hinten springt immer noch eine Welle drauf, während vorne eine dunkle Schattenwand hochwächst, bereit, den Badenden zu verschlingen. Ich kategorisch geradeaus! Rauf und runter geht’s, doch ich unbeirrbar vorwärts strebend mit kräftigen Zügen. Ein Kilometer “Der Mann gegen’s Element”! Es hätte ein besonderer Tag werden können. Ich will ein heroisches Gedicht anstimmen, doch es fällt mir keines ein, dann also ein Lied: “Was schert mich Weib, was schert mich Kind! Mein Kaiser, mein Kaiser gefangen!” Wasser rinnt mir aus Mund, Ohren und Augen. -

Doch was ist das? Das da in der Ferne? In, sagen wir mal, 50 Meter Entfernung? Ein kleiner schwarzer Punkt, aber ich weiß ganz genau, was es ist, wer es ist! Jemand, der sich lustig machen will! Über die Urgewalten des Ozeans, weil er oder sie sich einfach oben drauf setzt und sich hin und her schunkeln lässt. Ich kenne das perfide Tier: Es ist eine Ente! Es ist dieselbe, die schon zwei Tage zuvor sich über den Atlantik und seine Besucher lustig gemacht hat mit ihrem Süßwasserschwimmscheinle!

Es hätte ein besonderer Tag werden können. Doch dann dieser Crétin! Ich gehe raus, ich muss mich hier nicht demütigen lassen, und trockne mich ab. Dann beginnt es zu nieseln. Auch das noch, wo ich mich doch so leicht erkälte!