Kommentiert

Sebastian Below: “Somewhere in Nowhere” (2014, 1+2)

     
Kurzrezension zweier Videos in Form einer eMail an den Künstler
     
(Bilbao, den 2. September 2014)

Lieber Bastl,

ist ja ungemein spannend und faszinierend, was da im hohen Norden so abgeht! Bist denn beide Male du der Akteur des Monodramas? Für den Polardebütanten halten beide Videos einige Überraschungen bereit:

Zum einen den Pianisten, der scheinbar aufs Instrument zuschreitet, in Wirklichkeit aber dahinter vorbeistapft, was den Zuschauer unweigerlich mit der Frage konfrontiert, wie sehr ihn das Nichtstattfinden des zweiten Konzerts schmerzen wird, wo doch schon vom ersten wegen des starken Windes kaum etwas zu hören war.
   
Zum anderen die Sirene: Wovor warnt sie? Vor dem Bier? Oder ist der kettenrauchende und Rasen mähende Spaziergänger in Wahrheit ein Dieb, gegen dessengleichen sich der unbekannte Biereigentümer schützen wollte, wenn auch ohne sichtbaren Erfolg?
   
Ohne Zweifel stößt du hier nicht nur filmästhetisch völlig neue Pforten auf, öffnest Zugänge zu bisher kaum erahnbaren Dimensionen, die eine breite Auseinandersetzung verdienen und verlangen. Die beiden Werke erinnern humortypologisch ein bisschen an die Helsinki-Episode von “Night on Earth”, sind allerdings schon weiter, weil sie nicht mehr die Depression, sondern das Glück des Protagonisten ob seiner Vereinsamung in den Mittelpunkt stellen.

Du zeigst aber auch lebensphilosophisch neue Perspektiven auf, weist den stressgeplagten Mittel-, Ost-, West- und Südeuropäern über die Zwischenstation der kleinen glazialen Vergnügungen den Weg zum final befriedigenden निर्वाण, dem Nirwana, das sie entgegen anders lautenden Gerüchten nicht irgendwo im Himalaya, sondern im Transspitzbergischen, wenn nicht im Transspitzbübischen finden werden.